Christopher Drexler wurde vom Landtag Steiermark zum Landeshauptmann gewählt. Er erhielt in der Landtagssondersitzung in geheimer Wahl eine breite, über die Stimmen der Koalition hinausgehende Mehrheit. Von den 46 anwesenden Abgeordneten erhielt Drexler 32 Stimmen. Damit hat er mehr Stimmen erhalten, als Hermann Schützenhöfer bei seiner Wahl zum Landeshauptmann 2019. Drexler betonte in seiner Antrittsrede, den steirischen Weg der Zusammenarbeit kraftvoll fortsetzen zu wollen. Die Steiermark soll in möglichst vielen Bereichen an der Spitze Europas stehen.
Nach dem Rücktritt und der Abschiedsrede von Hermann Schützenhöfer in der heutigen (04.07.2022) Sondersitzung des Landtages Steiermark wählten die Landtagsabgeordneten den neuen Landeshauptmann der Steiermark. Auf Vorschlag der Steirischen Volkspartei wurde der bisherige Landesrat Christopher Drexler mit 32 Stimmen zum Landeshauptmann gewählt. Nach der Angelobung durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, die für den Nachmittag des 4. Juli anberaumt ist, ist Christopher Drexler offiziell als neuer Landeshauptmann der Steiermark im Amt.
„Ich bedanke mich herzlich für das Vertrauen, das mir die Mehrheit im Landtag ausgesprochen hat, Landeshauptmann der Steiermark zu sein. Ich habe viel Respekt, aber blicke auch mit Freude auf diese Aufgabe, die für mich einen ganz neuen Lebensabschnitt bedeutet. Einen Abschnitt, in dem ich den steirischen Weg der Zusammenarbeit kraftvoll fortsetzen will. Den Weg, mit dem wir die Steiermark gemeinsam weiter voranbringen“, betonte Christopher Drexler nach seiner Wahl zum Landeshauptmann.
Ein Dank an die Vorgänger.
Er dankte Hermann Schützenhöfer, mit dem er in unterschiedlichen Funktionen über 30 Jahre zusammengearbeitet hat, für sein Wirken für die Steiermark: „Ich möchte Dir, lieber Herr Landeshauptmann, lieber Hermann Schützenhöfer, gerade auch hier im Landtag ‚Danke‘ sagen. Ich hatte die Ehre, bevor ich dieses Amt nun übernehmen darf, vier Landeshauptleute aktiv zu erleben. Ich möchte mir von jedem etwas mitnehmen. Die Verbindung von Weltoffenheit und Heimatverwurzelung von Dr. Josef Krainer. Das bedingungslose Bekenntnis zum Miteinander von Waltraud Klasnic. Den unkonventionellen und wirtschaftlichen Zugang von Franz Voves. Das Wertegerüst und die Bodenständigkeit von Hermann Schützenhöfer. Vielen Dank für alles, was ihr für unsere Steiermark geleistet und geschafft habt!“
Form der Zusammenarbeit, die es kaum noch wo gibt.
Christopher Drexler betonte in seiner Rede mehrfach, den steirischen Weg der Zusammenarbeit fortsetzen zu wollen. Er wandte sich diesbezüglich direkt an seinen Koalitionspartner und auch an die Landtagsopposition: „Lieber Herr Landeshauptmann-Stellvertreter, lieber Anton Lang, liebe Kolleginnen und Kollegen in der Landesregierung! Wir haben in den vergangenen Jahren zu einer Form der vertrauensvollen Zusammenarbeit gefunden, wie es sie kaum noch wo in der Politik gibt. Wir können in der Regierung hervorragend miteinander und pflegen das Gespräch mit allen anderen Parteien im Landtag. Darum habe ich mich bisher schon bemüht. Und das wird in meiner neuen Funktion als Landeshauptmann noch wichtiger werden. An diesem Weg der Zusammenarbeit wird sich mit Sicherheit nichts ändern.“
Agenda Weiß-Grün mit neuem Schwung weiter umsetzen.
Er bezeichnete das steirische Regierungsübereinkommen, die Agenda Weiß-Grün, als das modernste Regierungsprogramm aller Bundesländer, das den Klimaschutz ganz an die Spitze gesetzt hat. Nun gehe es darum, dieses Programm, mit neuem Schwung, weiter umzusetzen: „Corona hat – wie überall – in den vergangenen zwei Jahren unsere Arbeit diktiert. Aber jetzt steht die Agenda Weiß-Grün wieder ganz oben. Wir werden sie nicht neu aufsetzen. Sondern wir werden sie weiter umsetzen. Und damit die erfolgreiche Arbeit kraftvoll fortsetzen. Mit viel Dynamik und neuem Schwung!“
Angesichts der aktuellen Herausforderungen – einer Pandemie, die immer noch nicht vorbei ist; einem Krieg, der mitten in Europa tobt; einer lange nicht erlebten Teuerung; zunehmender Migrationsbewegungen – soll das Regierungsübereinkommen in keiner Weise an Bedeutung verlieren, sondern um die neuen Aufgaben und Prioritäten erweitert werden, wie Christopher Drexler betont: „Wir müssen daher die Prioritäten dort setzen, wo die Prioritäten aktuell sind.“
Die Steiermark: Eine Bewegung vorwärts.
Immer wieder kam Christopher Drexler in seiner Rede auf die Bedeutung der ländlichen Regionen und den Zusammenhalt zu sprechen: „Wir müssen in all diesen Bereichen unseres Handelns auf den Zusammenhalt achten. Auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt genauso, wie auf das gemeinsame Vorankommen unseres Landes. Es darf daher kein Unterscheiden, kein Ausspielen zwischen dem Ballungszentrum rund um Graz – der dynamischsten Region Österreichs – und den ländlichen Regionen geben. Die Steiermark darf kein Land von zwei Geschwindigkeiten sein. Wir müssen alles unternehmen, um eine Bewegung vorwärts zu erzeugen!“
An der Spitze Europas stehen.
Der neue Landeshauptmann weiß genau, wohin sich die Steiermark entwickeln soll: „Ich will, dass uns diese Vorwärtsbewegung an die Spitze führt. Die Steiermark soll in zehn Jahren in möglichst vielen Bereichen ganz vorne sein. Nicht nur unter den österreichischen Bundesländern. Sondern unter den Regionen Europas. Wie bei der Forschung & Entwicklung soll die Steiermark auch in anderen Entwicklungsfeldern zu den Top-Regionen Europas gehören. Weil die Steiermark so viel Chancen und Potentiale hat, so eine Dynamik in sich trägt. Damit wir uns international noch stärker einen Namen machen. Und damit unser stolzes, schönes Bundesland dort ist, wo es hingehört: An der Spitze.“
Hinschauen, Zuhören und Zuwendung geben.
Christopher Drexler sieht es als sein erklärtes Ziel, bei aller politischen Hektik die Menschen und ihre Sorgen nicht aus den Augen zu verlieren. „Statt immer mehr, immer schneller, immer weiter – und weiter weg, müssen wir wieder mehr hinschauen, mehr zuhören und mehr Zuwendung geben.“
Das will der neue Landeshauptmann etwa beim Klimaschutz tun. Seine Vision ist es, die Steiermark möglichst rasch zu einer Musterregion in Europa zu machen, die Klimaschutz mit wirtschaftlicher Dynamik verbindet. Denn gerade die grüne Transformation des Automobilsektors sei für die Steiermark eine massive Herausforderung, die aber auch eine Chance sein kann. Außerdem sieht er es als dringend geboten, beim Ausbau erneuerbarer Energien weiter voranzukommen. Auf Basis solider Expertise soll es in eine konsequente Umsetzung bei Wind-, Wasser- und Sonnenenergie gehen – ebenso wie beim sensiblen Thema Bodenverbrauch, bei dem die Steiermark ihre unrühmliche Spitzenposition hinter sich lassen müsse.
Bei der Kinderbildung und Kinderbetreuung sieht er es als wichtige Notwendigkeit mit ganzer Kraft weiter daran zu arbeiten, vom Betreuungsschlüssel über die Ausbildung bis zur Verwaltung Verbesserungen zu schaffen, um auch für die Zukunft die besten Fachkräfte gewinnen zu können. Gleichzeitig gehe es um den weiteren Ausbau der Betreuungsangebote insbesondere in den ländlichen Regionen.
Im Bereich der Pflege und Gesundheit betonte Christopher Drexler, dass wir eines der besten Gesundheitssysteme der Welt haben, aber keinesfalls übersehen dürfen, dass es zunehmend unter Druck gerät. Man dürfe daher nicht nachlassen, weiterhin die besten Pflegekräfte, die besten Ärztinnen und Ärzte für die Gesundheitsversorgung der Steirerinnen und Steirer zu gewinnen und sich laufend für die bestmöglichen Arbeitsbedingungen stark zu machen.
Beim Themenkomplex Arbeit schilderte er den jüngsten Wandel weg vom Problemfeld Arbeitslosigkeit, hin zum Arbeitskräftemangel. Auch wenn sich diese Situation rasch ändern könne, sei es geboten mit einem neuen Blick an das Thema „Arbeit“ heranzugehen, ihren Wert zu erkennen und ihr – quer über alle Bereiche hinweg – den Stellenwert zu geben, den sie verdient.
Die Teuerung bezeichnete Christopher Drexler als eines der brennendsten Themen für viele Menschen im Land. Das hätten auch einige Gespräche in der letzten Zeit nochmals untermauert. Die Steiermärkische Landesregierung werde daher weiterhin alles zu unternehmen haben, damit niemand im Land zurückgelassen wird.
In seiner Rede im Landtag unterstrich er außerdem den Wert des Ehrenamtes für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die letzten beiden Jahre hätten viele Strukturen zum Erodieren gebracht. Nun müsse man alles tun, um die ehrenamtlichen Strukturen wieder zu stärken. Denn für den neuen Landeshauptmann ist klar, die Steiermark braucht ihre Ehrenamtlichen.
Fernab der Vertriebenen aus der Ukraine zeigen aktuelle Entwicklungen massive Migrationsbewegungen. Christopher Drexler will daher, dass die Bundesregierung klare Position auf europäischer Ebene bezieht. Er fordert einen starken und wirksamen Außengrenzschutz ein. Denn Österreich und die Steiermark haben viel geleistet, man dürfe die Solidarität aber nicht überfordern. Es sei nicht die Zeit für unkontrollierten Zuzug.
Schließlich plädierte der neue Landeshauptmann für mehr Transparenz im politischen System. Er schlug daher vor, unverzüglich in Verhandlungen über ein Objektivierungs- und Transparenzpaket für die Steiermark zu treten.
Chancen und Potentiale in einer Vielzahl von Themenbereichen.
Christopher Drexler betonte, dass es noch viele weitere Bereich gäbe, in denen Herausforderungen anstehen, in denen die Steiermark aber auch eine Vielzahl an Chancen und Potentialen vorfindet. „Sie alle sind enorm wichtig, um nicht zunehmend in zwei Entwicklungsgeschwindigkeiten zu verfallen, sondern in der ganzen Steiermark eine gemeinsame Bewegung vorwärts zu schaffen“, so Drexler. Vom großen Thema Wohnen, über Verkehr und Mobilität, die Landwirtschaft, die Wirtschaft, die Wissenschaft, den Tourismus, Sport und Kultur, so viele Bildungsthemen, bis hin zum Sozialen, und, und, und…
„Ich bin überzeugt, wir werden in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten noch Gelegenheit haben, die Themen ausführlich zu debattieren – hier im hohen Landtag und in Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern in der ganzen Steiermark.“
„Ich will der Anwalt der Steiermark, der Steierinnen und Steirer sein“
Christopher Drexler erklärte, dass die neue Aufgabe als Landeshauptmann einen neuen Abschnitt für ihn bedeute: „Ich will Generalist sein – und, wo nötig, auch noch werden. Ich will der Anwalt der Steiermark sein – wenn es darum geht, die Interessen unserer Landsleute, innerhalb und außerhalb unseres Bundeslandes, zu vertreten. Als Chef dieser Landesregierung. Als Landeshauptmann für alle Steirerinnen und Steirer.“
Und er kündigte auch eine offene Kommunikation an: „Wir wollen mit unserer Politik noch stärker an die Öffentlichkeit gehen. Uns der Öffentlichkeit stellen. Unsere Politik, unsere Anliegen und unsere Vorhaben erklären. Wer die Menschen mitnehmen will, muss ihnen sagen, sagen wollen und sagen können, wohin. Das werden wir konsequent tun.“
Liebeserklärung an die Steiermark.
Seine Antrittsrede im Landtag beendete der neue gewählte Landeshauptmann mit einer Liebeserklärung an die Steiermark. Er zitierte einige Strophen aus der Landeshymne und hob den darin enthaltenen Vierklang aus Vielfalt und Schönheit, Mensch und Natur, Arbeit und Fleiß sowie Wissenschaft und Kultur hervor. Zuschreibungen für das Steirerland – unser liebes, teures Heimatland.
Zur Person:
Christopher Drexler wurde am 15. März 1971 in Graz geboren, mittlerweile lebt er in der Marktgemeinde Passail im Bezirk Weiz. Der studierte Jurist ist seit seiner Jugend politisch aktiv. Er war 1988 bis 1989 Landesschulsprecher und ab 1991 Landesobmann der Jungen ÖVP. Im Jahr 2000 wurde Drexler erstmals als Abgeordneter in den Landtag Steiermark gewählt, 2003 bis 2014 fungierte er als Klubobmann der Steirischen Volkspartei. Seit 2014 ist Drexler Mitglied der Steiermärkischen Landesregierung, seine Zuständigkeiten umfassten anfangs die Bereiche Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, zuletzt war er als Landesrat für Kultur, Europa, Sport und Personal verantwortlich. Christopher Drexler wird der neunte Landeshauptmann der Steiermark in der Zweiten Republik.
Die Landeshauptleute der Steiermark seit 1945:
- Reinhard Machold (SPÖ), 1945
- Anton Pirchegger (ÖVP), 1945 bis 1948
- Josef Krainer senior (ÖVP), 1948 bis 1971
- Friedrich Niederl (ÖVP), 1971 bis 1980
- Josef Krainer junior (ÖVP), 1980 bis 1996
- Waltraud Klasnic (ÖVP), 1996 bis 2005
- Franz Voves, (SPÖ), 2005 bis 2015
- Hermann Schützenhöfer (ÖVP), 2015 bis 2022
- Christopher Drexler (ÖVP), ab 2022