Heimisches Fleisch mit bester Qualität hat beim Konsumenten einen hohen Stellenwert. Beim Kauf soll das auch klar erkennbar sein. Gerade im Fertiggerichtsegment fordert der Steirische Bauernbund eine wesentliche strengere Kennzeichnungspflicht. Der Konsument darf nicht getäuscht werden.
Vor etwa 25 Jahren waren es die verbilligte Kiste Bier oder verschiedene Waschmittelangebote, mit denen die Konsumenten in die Supermarktketten gelockt wurden. Heute sind Milch und Fleisch diese populären Lockprodukte. Eine besorgniserregende Entwicklung, zumal gerade die Fleischerzeugung im Fokus unzähliger NGOs und Konsumentenschutzorganisationen liegt. Verstärkt wird dieser Negativtrend durch jüngst geplante Freihandelsabkommen, wie dem Mercosur-Deal und dem Rindfleisch-Abkommen mit den USA, durch welche die Billig-Fleischimporte nach Europa zusätzlich steigen sollen.
„Die Spielräume für die heimische Landwirtschaft werden immer enger. Wir müssen uns daher mit aller Kraft gegen faule Kompromisse auf globaler Handelsebene wehren“, bekräftigt Bauernbund-Landesobmann Hans Seitinger seine Kritik an den geplanten Deals der EU.
Dabei zählt Fleisch zu den sensibelsten Lebensmitteln und muss besonders hohen Ansprüchen der Konsumenten gerecht werden. Höchste Tierschutzstandards, biologische Produktionsweisen, gentechnikfreie Futtermittel, strenge Verbote von Antibiotika-Gaben sowie kurze Tier- und Fleischtransporte werden – durchaus mit Recht – eingefordert. Diese Vorgaben gelten jedoch nur für Österreich und genau darin liegt eine inakzeptable Wettbewerbsverzerrung auf Kosten unserer nachhaltigen Landwirtschaft.
Dazu kommt, dass der Lebensmittelhandel und auch ein erheblicher Teil der Konsumenten nicht bereit sind, die heimischen Bauern für ihre höheren Standards entsprechend zu entlohnen. Die steirische Fleischqualität darf nicht am Welthandelspreis gemessen werden, solange Qualitäts-, Tierwohl- und Klimastandards nicht in den Preis eingerechnet werden.
„Unser heimisches Fleisch ist ein Qualitätslebensmittel und keine Billigware. Es muss daher auch seinen Wert haben und darf kein Lockprodukt zum Schleuderpreis sein. Wer Billigfleisch kauft, fördert damit das genaue Gegenteil von Transparenz sowie hohen Qualitäts-, Tierhaltungs- und Klimastandards“, so Seitinger mit besonderem Blick auf die teilweise absurden Rabatt-Aktionen von 50 Prozent und mehr auf heimisches Fleisch.
„Fleischkauf muss sich zur Vertrauenssache entwickeln. Das muss auch für Fleischverarbeitungsprodukte und die immer stärker werdende Convenience-Linie gelten. Daher ist im Bereich der Kennzeichnung von Lebensmitteln noch viel zu tun“, sagt Seitinger. Dies sollte auch im Interesse der Handelsketten und der Konsumenten sein, denn nur, wenn man sich sicher sein kann, dass das drinnen ist, was draufsteht, wird man dieses Vertrauen herstellen können. Letztendlich entscheidet der Konsument, ob in Zukunft Masse oder Klasse am Teller liegt.
„Mit einer angedachten Fleisch-Steuer wird man mit Sicherheit nicht die notwendige Differenzierung zwischen Billigfleisch und Qualität schaffen, sondern nur mit einer viel stärkeren Bewusstseinsbildung und einer klaren Kennzeichnung“, so Seitinger abschließend.
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