Regionalität und Nachhaltigkeit stärken / Fokus auf praktische Anwendbarkeit und flächendeckende Kontrolle / Verpflichtende Herkunftskennzeichnung
„Vor allem wir Landwirte wollen, dass Tiere beim Transport nicht leiden müssen. Für mehr Tierwohl soll es weniger Tiertransporte geben – eine einfache Formel. Das Ziel ist daher, wichtigen Grundsätzen wie Regionalität und Nachhaltigkeit in der Tierhaltung und der Landwirtschaft in ganz Europa umfassend zum Durchbruch zu verhelfen. Wo Tiertransporte nicht zu vermeiden sind, müssen höchste Tierwohlstandards eingehalten werden. Einen Abfertigungs-Basar bei Tiertransporten, einen Unterbietungswettbewerb auf Kosten des Tierwohls, darf es nicht mehr geben“, sagt Simone Schmiedtbauer, Agrarsprecherin und Vertreterin der ÖVP im Sonderausschuss für Tiertransporte im Europaparlament, zur heutigen Plenarabstimmung über die Empfehlungen des Sonderausschusses.
„Unbedingt nötig ist, dass die bestehenden Regelungen in der gesamten EU umgesetzt, engmaschig kontrolliert und Verstöße sanktioniert werden. Anstatt sich auf Transportzeiten zu versteifen, müssen die hohen EU-Tierwohlstandards tatsächlich flächendeckend sichergestellt werden. Das passiert bis dato nicht. Zudem müssen wir uns beim Tierwohl an Vorbildern orientieren, an sogenannten Best Practices. Das beginnt schon bei der Vorbereitung der Transporte und der Nutzung digitaler Lösungen, zum Beispiel zur Sicherstellung geeigneter Temperaturen entlang der Transportroute, oder schlicht die Nutzung von Nippeltränken bei Kälbertransporten. Hier geht Österreich mit gutem Beispiel voran“, sagt Schmiedtbauer.
„Darüber hinaus müssen wir den Konsumenten die Möglichkeit geben, ihren Beitrag zur Reduzierung der Tiertransporte zu leisten. Dafür brauchen wir eine gründliche und verpflichtende Lebensmittel-Herkunftskennzeichnung – hier warten wir mit Spannung auf den ausständigen Kommissionsvorschlag. Wenn die Tiere möglichst lokal aufgezogen, geschlachtet und konsumiert werden, dann ist das gut für die Tiere und gut für die Konsumenten, die frische und qualitativ hochwertige Lebensmittel erhalten, und es ist gut für uns Landwirte“, so Schmiedtbauer.
„In einem nächsten Schritt müssen wir dafür sorgen, dass keine Tiere mehr rein zur Schlachtung in Nicht-EU-Staaten transportiert werden – zumal der Transport oft tausende Kilometer weit geht, wie das in der Vergangenheit mehrfach dokumentiert wurde. Dafür habe ich kein Verständnis. Das ist nicht mit meinen Vorstellungen von Tierwohl vereinbar und darf nicht sein“, betont Schmiedtbauer.
„Wie auch immer neue Vorschriften für Tiertransporte aussehen, dürfen wir nicht aus den Augen verlieren: Nur, wenn sie in der Praxis machbar sind, können sie auch zum Tierwohl beitragen. Ein gutes Beispiel dafür ist das österreichische Projekt zur Kälbermast. Wer „Kalb rosé“ kauft, der weiß, dass das Kalb in Österreich aufgezogen, gefüttert und geschlachtet wurde – ein Musterbeispiel für die angestrebte Regionalität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Auch dieses Konzept erfordert Tiertransporte: Die Kälber stammen von Mutterkühen auf den saftigen Weiden und Almen im Westen des Landes und werden im Osten des Landes mit den besten Getreiden von den dortigen Feldern gefüttert, wenn sie etwas größer sind. Dürften die Kälber gar nicht mehr reisen, wäre dieses vorbildliche Konzept der heimischen Kalbfleischproduktion nicht mehr machbar. Zwei Stunden Reisezeit reichen selbst im kleinen Österreich nicht aus. Denn dann würden wir Kalbfleisch in größerem Stil importieren. Utopischen Vorstellungen der politischen Mitstreiter wurde hier Einhalt geboten“, sagt Schmiedtbauer. „Mit unseren Empfehlungen legen wir ein starkes Fundament, auf dem die Kommission bei der Überarbeitung der Tiertransporte-Verordnung aufbauen kann.“