Diese Woche fällt das EU-Parlament einen Vorbeschluss zur Änderung der Erneuerbaren-Richtlinie (REDIII). Neben vielen richtigen Maßnahmen und Zielsetzungen, die den Klimaschutz in Europa vorantreiben sollen, enthält der Entwurf jedoch Passagen, die fatale Folgen haben. So soll etwa die direkte Nutzung von Biomasse aus heimischen Wäldern nicht mehr als erneuerbar gelten. Das würde in Österreich nicht nur tausende Arbeitsplätze bedrohen, sondern auch Vertragsverletzungsverfahren und Strafzahlungen nach sich ziehen, denn, ohne Biomasse ist ein Erreichen der Zielvorgaben für Erneuerbare Energie nicht möglich. Unter den erneuerbaren Energieträgern ist die Bioenergie mit einem Anteil von mehr als 50% noch vor der Wasserkraft die bedeutendste erneuerbare Energiequelle in Österreich.
In der Steiermark, dem waldreichsten Bundesland, sorgt das von der EU geplante Biomasse-Aus für Unverständnis, denn hier wird jeder Baum effizient genutzt. Jene Teile, die nicht stofflich, etwa in der Bauindustrie, für die Möbel- oder Zellstoffproduktion verwendet werden können, werden für die Wärme- und Stromproduktion genutzt. Das betrifft z.B. Baumwipfel und Äste. Ist diese vollständige Nutzung der wertvollen Ressource Holz nicht mehr möglich, hat das nicht nur auf den Energiemarkt enorme Auswirkungen, sondern es würden auch die Kosten für alle anderen Nutzungsarten steigen, um die Verluste auszugleichen.
Entsprechend scharf kritisiert Nachhaltigkeitslandesrat Hans Seitinger die EU-Pläne: „Atomkraft soll grüne Energie sein und Holz nicht? Das ist der bisher größte Wahnwitz aus Brüssel!“ Und, so Seitinger weiter: „Der europäische Energiemarkt steht enorm unter Druck. Atom- und Kohlekraftwerke werden wieder hochgefahren und dann soll die Biomasse, die wir selbst nachhaltig produzieren können und ohne lange Transportwege nutzen können, reduziert werden? Wir müssen in Europa unabhängiger von Energieimporten werden, aber mit solchen Vorschlägen spielt man den Despoten dieser Welt in die Hände.“
Um diesen energiepolitischen Super-Gau zu verhindern, setzt die Steiermark alle Hebel in Bewegung. Neben Landesrat Seitinger und Biomasseverbands-Präsident Franz Titschenbacher ist auch EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer besonders engagiert, um auf europäischer Ebene Verbündete zu finden. Diese Woche beschließt das EU-Parlament seine Position. Eine letzte Möglichkeit diesen Irrwitz zu stoppen gäbe es sonst nur noch bei den Trilog-Verhandlungen mit der EU-Kommission und dem Rat. Die Finalisierung wird aller Voraussicht unter schwedischem Vorsitz im ersten Halbjahr 2023 erfolgen.