Exponentielles Wachstum der Wolfspopulation als ernsthaftes Problem / Bauernbund-Präsident: „Muss wirklich zuerst ein Mensch sterben?“
Obwohl in Österreich im Jahr 2022 bereits 800 Weidetiere vom Wolf gerissen wurden, bezeichnet EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius im heutigen Ö1-Morgenjournal die Sorge vor dem Großraubtier als unverhältnismäßig. Die Ängste der Bäuerinnen und Bauern sind allerdings real, hält Bauernbund-Präsident Abg.z.NR DI Georg Strasser dagegen: „Das unkontrollierte Wachstum der Wolfspopulation in Österreich bedeutet eine konkrete Gefahr für Mensch und Tier. Der Wolf ist längst nicht mehr vom Aussterben bedroht und wird zu Unrecht immer noch gleich streng geschützt wie vor 30 Jahren. Der Bestand nimmt jährlich um etwa 30 Prozent zu. Die schmerzhafte Rechnung bekommen aktuell die Bauernfamilien in Österreich präsentiert: 500 Risse im Jahr 2021, bereits 800 Risse im Jahr 2022, das ist eine Steigerung von 60 Prozent. Damit können wir uns auch schon ausmalen, was das für das heurige Jahr bedeutet. Vielerorts werden Tiere gar nicht mehr auf die Almen aufgetrieben, was den Verlust wertvoller Kulturlandschaft zur Folge hat. Die EU-Kommission ist dringend gefordert, hinzuschauen und ihre Augen vor den Sorgen der Bäuerinnen und Bauern nicht zu verschließen.“
Sinkevičius gab außerdem zu Protokoll, dass „in Österreich mehr Menschen nach Kuhattacken als nach Begegnungen mit einem Wolf“ sterben würden. Strasser entgegnet: „Diese zynische Aussage weisen wir aufs Schärfste zurück, nicht nur, weil hier Nutztiere gegen Raubtiere ausgespielt werden. Muss wirklich zuerst ein Mensch sterben, damit die EU-Kommission die Sorgen der Bevölkerung ernst nimmt?“
Österreichische Agrarpolitik an Seite der Bäuerinnen und Bauern
Die österreichische Agrarpolitik stellt sich an die Seite der heimischen Bauernfamilien, wie Strasser betont: „Wir setzen uns weiterhin vehement für ein zeitgemäßes Wolfsmanagement ein, um der bedrohlichen Situation Herr zu werden. Nur mit effizienten Verordnungen können Problemwölfe aktuell gezielt entnommen werden – wie etwa jetzt in Osttirol. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherheit, nicht nur für unsere Nutztiere, sondern auch für die Menschen in unserem Land.“
Kein Verständnis zeigt Strasser, wenn es darum geht, den Schutzstatus des Wolfes beizubehalten. „Es handelt sich schon längst nicht mehr um eine bedrohte Tierart. Wenn ein Wolf auf eine Herde Schafe losgeht und dabei zahlreiche Tiere verletzt oder tötet, fragen wir uns: Wo bleibt das Tierwohl? Um weiterhin Landwirtschaft in Österreich betreiben zu können, fordern wir ein Bekenntnis zu einem aktiven Wolfsmanagement“, so Strasser.
Foto: Bauernbund